ROLF LAUER

ZUR GESCHICHTE DES KÖLNER DOMBAUS 
II

des Königs, sondern auch Aufbewahrungsort des Staatsreliquienschatzes mit der aus Konstantinopel erworbenen Dornenkrone Christi als religiösem und politischem Zentrum und Unterpfand der durch Christus verliehenen Königsmacht.

Die geistigen und künstlerischen Verbindungen zwischen der Ste.-Chapelle und dem gotischen Kölner Dom sind frappierend. Im April 1248 wurde der Bau vollendet, im August desselben Jahres der Grundstein zum Kölner Dom gelegt. Nicht nur Einzelformen des Maßwerkes kehren in Köln wieder, sondern auch der Baugedanke der Oberkirche in Paris, nämlich einen fast ganz in farbige Glasfenster aufgelösten steinernen Schrein über >Königsreliquien< zu errichten, wird im Obergaden des Kölner Domes wiederholt. Das Pariser Vorbild wirkt bis ins Ausstattungsprogramm. Die in Paris erstmals verwirklichte Idee, einen gotischen Chor mit Statuen der 12 Apostel zu schmücken, wird in Köln um 1280/90 wieder aufgegriffen.

So wird es direkte Verbindungen nach Frankreich nicht nur vom Kölner Domkapitel als dem Bauherrn gegeben haben, sondern es ist mehr als wahrscheinlich, dass der erste uns bekannte Architekt des Kölner Dombaus, Meister Gerhard, Kontakt zu dem Architekten der Kathedrale von Amiens und der Ste.Chapelle, Robert de Luzarches, hatte.

Der Bau in Köln wuchs, trotz der gewaltigen, alles Bisherige übertreffenden Dimensionen, anfangs schnell empor. Um 1265 waren die Chorkapellen und der Chorumgang vollendet und benutzbar, um 1300 schlossen sich in 44m Höhe die
   

Abb.2: Fassadenriß F (vor 1300) Pergament, 405cm hoch
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