ROLF LAUER

DIE CHORSCHRANKENMALEREIEN  
II
Die Werkstatt, die die Malereien ausführte, konnte noch nicht näher bestimmt werden, doch gehörte sie zu den führenden in Nordeuropa. Einflüsse der Pariser Hofkunst, englischer Malerei, böhmischer Kunst, ja sogar italienischer Malerei, möglicherweise aus dem Umkreis von Simone Martini, sind spürbar. Trotzdem scheint es sich um eine Kölner Werkstatt mit internationalen Beziehungen gehandelt zu haben, wie die Stilverwandtschaft zur gleichzeitigen Kölner Tafelmalerei erweist. Die Malereien sind nicht, wie man erwarten könnte, in Fresko, sondern, wie bei früher Tafelmalerei, in Tempera auf poliertem Kreidegrund ausgeführt. Über einem Sockelgeschoss mit Figuren von Kölner Bischöfen im Norden sowie römischen und deutschen Kaisern und Königen im Süden erheben sich in sieben Bildfelder gegliederte goldene Rahmenarchitekturen mit fantasievollen perspektivischen Dachabschlüssen. Die Architekturfelder nehmen Bildzyklen auf, die bedeutenden Heiligen des Domes gewidmet sind. Auf den beiden ersten, dem Hochaltar am nächsten stehenden Feldern, wird im Norden das Leben Petri, des Hauptpatrons des Domes, und im Süden die Geschichte Mariens, der Nebenpatronin erzählt. Im Süden schließt sich auf der mittleren Schranke ein Dreikönigenzyklus an. Im mittleren Bildfeld der westlichen Schranke auf der Nordseite ist die sog. Konstantinische Schenkung des Kaisers an Papst Sylvester dargestellt, auf die in mittelalterlicher Zeit der Papst seine Vorrangstellung vor dem Kaiser und die Existenz des Kirchenstaates begründete.
Wie beim Chorgestühl werden die Hauptbilder von grotesken Nebenszenen in den Hintergründen und Schriftfeldern begleitet, die, im Gegensatz zur ernsten Bildsprache der Heiligenerzählung, in freier und lockerer Malweise die Welt menschlicher Vergnügungen schildern.