SUSANNE KABISCH

DIE ARBEIT DER FOTOGRAFEN AM KÖLNER DOM
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belichtet (Abb. S.43). Das dauerte eineinhalb Stunden, da sind wir zwischendurch zu Mittag essen gegangen. Es zeigte uns aber auch, wie gut die Figuren auf das vorhandene Licht im Dom abgestimmt sind.

Was ist nun eigentlich das größte Problem beim Fotografieren im Dom?

SCHENK: Im Dom ist immer alles zu groß, zu weit weg und zu dunkel ...
MATZ: Das ist die Rache des Mittelalters und des 19. Jahrhunderts für die Verachtung der Moderne!
SCHENK: ... Wir arbeiten mit einer ziemlich starken Blitzanlage, 6ooo Watt/Sekunden. Doch auch die reicht nicht aus, um immer realisieren zu können, was wir gerne möchten. Wir haben diese Anlage auch schon 80 mal für eine einzige Belichtung ausgelöst, um die nötige Lichtmenge zu erhalten. Bei Nachtaufnahmen hat das wiederholt dazu geführt, dass die Polizei vorbeikam. Von außen sieht es nämlich so aus, als wenn im Dom geschweißt würde. Das wirkt nicht gerade Vertrauen erweckend.

Wenn ich mir die Ergebnissen Ihrer Arbeit, vor allem die Detailaufnahmen ansehe, dann wird mir auch klar, dass ich eine solche Perspektive auf die Kunstwerke als Besucherin nie haben kann. Dass Sie die Details so genau betrachten können, ist eigentlich ein großes Privileg.

MATZ: Das stimmt, zumal manche Objekte den Besuchern noch nicht einmal zugänglich sind. Und wir kommen da so nah heran, wie wir wollen und müssen, um sie optimal fotografieren zu können. Aber es hat auch etwas mit selektiver Wahrnehmung zu tun, dass Sie diese Details nicht gleich sehen. Wenn ich als Besucher in den Dom komme, nehme ich ja immer den gesamten Raum wahr, und ich habe große Schwierigkeiten, meine Wahrnehmung auf ein kleines Detail zu lenken. Das ist ja eine Leistung der Fotografie, die Wahrnehmung so zu parzellieren, dass der ganze Raum drumherum verschwindet. Das war auch der Gedanke, der uns zur Konzeption dieser Ausstellung geführt hat, nämlich dem Besucher diese Einzelheiten nahe zu bringen, die er anders praktisch nicht wahrnehmen kann.

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