REINHARD MATZ

KUNSTPRODUKTION ALS INTERPRETIERENDE KUNST. 145 JAHRE AUSSTATTUNGSFOTOGRAFIE AM KÖLNER DOM
V
2. Theoretisches
Jahre vor Fertigstellung des signifikanten Stadtsymbols konnte man in der Illustrierten Zeitung lesen: "Den mächtigen Fortschritten, die während des abgelaufenen Jahrzehnts in der eigentlichen Bauthätigkeit für die Vollendung des kölner Domes sichtbar geworden sind, schließt wetteifernd ein Reichthum mannigfaltiger plastischer Ausschmückung sich an, der in den wachsenden Eindrücken des großartigsten Gesammtwerks bedeutungsvoll mitwirkt (...).8

Schon wegen der politisch-nationalen Beanspruchung, die den Bau im 19. Jahrhundert vorantrieb, richtete sich das Interesse zunächst wie selbstverständlich auf die Baufortschritte, aber wie das Zitat belegt und noch ausgeführt werden soll, wurde darüber die Innenausstattung der Kirche nicht vergessen. Nach Fertigstellung der Kathedrale faszinierte natürlich vor allem der immense, die Stadt weit überragende Bau mit seiner der Gotik nachempfundenen, reichen Ausgestaltung. Im Übrigen war der Dom für immerhin neun Jahre das höchste Bauwerk der Erde, ein Superlativ von immer wieder magischer Anziehungskraft für Fotografen und Bildverwerter. Doch die Architekturfotografien der Kathedrale erschöpften
Abb. 6: Johann Franz Mischiels, aus der Mappe "Die neuen Glasfenster im Dome zu Köln", die der Verleger F.C. Eisen dem Bayerischen König Ludwig I. widmete, 1852, 167 mm hoch, Salzpapier Museum Ludwig / Agfa Photo-Historama
.
. 8 Anonym: Christian Mohr, Dombildhauer zu Köln am Rhein, in: Illustrierte Zeitung, Nr. 866 vom 4.2.1860, S. 107