| 
     | 
     | 
    sich 
      bald im Wiedererkennen der bekannten Formen und Strukturen. Dabei waren 
      sie den die Baugeschichte begleitenden Stichen, die zum Teil sogar den fertigen 
      Bau antizipierten, vielleicht in ihrer dokumentarischen Glaubwürdigkeit, 
      sicherlich aber nicht in ihrer bildlichen Eindrücklichkeit überlegen. 
       
      Nimmt man die fotografische Bildproduktion und -verbreitung als Indiz für 
      die Konjunktur der epochal spezifischen Interessen am >Gesamtwerk Kölner 
      Dom<, folgte im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts eine Phase, die sich 
      weitgehend der liturgischen und künstlerischen Ausstattung der Kirche 
      widmete. 9 
       
      Erst als eine Spätfolge neusachlicher Orientierung der Fotografie gewann 
      der Bau im zweiten Drittel des Jahrhunderts wieder an Interesse, das bis 
      weit in die Nachkriegszeit anhielt, wo der verletzte, aber stehen gebliebene 
      Dom vielfältige Identifikationsangebote und lokalpatriotischen Halt 
      bot. Erst in jüngerer Zeit scheint sich das Interesse den Indizien 
      zufolge wieder mehr dem Innenleben der Kathedrale und seinen Gegenständen 
      zu widmen, - sei es durch die geplante Orgel, den Schatzkammerneubau, den 
      Deckenanstrich oder diese Publikation anzeigt ... 
       
      Die ersten bekannten Fotografien vom Kölner Dom waren - erstaunlich 
      genug - keine Außenansichten, sondern Aufnahmen von Ausstattungsgegenständen. 
      1852 begann der aus Brügge stammende Johann Franz Michiels die vier 
      Jahre zuvor eingesetzten so genannten Bayernfenster im südlichen Langhaus 
      zu fotografieren (Abb. 6).10 Offenbar waren 
      seinem Verleger Franz Carl Eisen die Aufnahmeformate jedoch nicht groß 
      genug.11 
       
      Bereits Ende 1853 erschienen alle fünf Fenster in einem neuen Mappenwerk. 
      Zeitgleich wurde eine Mappe mit den gegenüberliegenden Renaissancefenstern 
      publiziert, beide in einer Abbildungsgröße von 11 Zoll Höhe, 
      also fast 30 Zentimetern. Eine Anzeige, die am 31. Dezember 1853 im Kölner 
      Domblatt erschien, gibt bekannt, dass damit alle zehn Fenster 
         
       
        | 
     | 
  
  
     | 
    . | 
     | 
     | 
     | 
     9 
      Sicherlich spielten dabei auch kulturelle Neuorientierungen eine Rolle. 
      "Jugendstil und neue Architekturformen lösten den Historismus 
      ab, Neugotik galt plötzlich als Kitsch, als >nachgemachte Gotik<. 
      Dem Dom wurde zur Last gelegt, dass es die ungeliebten Preußen gewesen 
      seien, die seinen Ausbau im 19. Jahrhundert gefördert hätten, 
      und dies auch noch mittels der ebenfalls verdächtigen modernen Technologie. 
      So fiel er nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg zusammen mit der Hohenzollernmonarchie, 
      mit der er, berechtigt oder nicht, immer wieder in Verbindung gebracht wurde, 
      der Verachtung, ja dem Haß anheim. (Arnold Wolff: Lichtbilder 
      aus dunkler Zeit, in Reinold Mißelbeck/Arnold Wolff: Dom-Ansichten. 
      Fotografien des Kölner Doms von Karl Hugo Schmölz, Köln 1997, 
      S. 13.) - Die Kritik entzündete sich offenbar an den kulturellen und 
      politischen Bindungen, denen der Bau seine Fertigstellung verdankt, sie 
      scheint nicht auf die überwiegend älteren Ausstattungsgegenständeü 
      bergegriffen zu haben.   
      10 Vgl, Werner Neite: Der Kölner Dom als erstes Bauwerk der frühen 
      deutschen Architekturfotografie, in: Kölner Domblatt, Nr. 36/37, Köln 
      1973, S, 115ff; s.a. ders.: Der Verkauf fotographischer Bilder in den frühen 
      Jahren der Photographie. Beispiel: Köln, in: Bodo von Dewitz/Reinhard 
      Matz (Hg.): Silber und Salz. Zur Frühzeit der Photographie im deutschen 
      Sprachraurm 1839 - 1860, Köln / Heidelberg 1989, S. 549ff. 
       
      11 Da praktisch bis ins 20. Jahrhundert Vergrößerungen unüblich 
      waren, wurden die Abzüge im Kontaktverfahren hergestellt, so dass Positiv 
      und Negativ immer gleich groß sind. Im Museum Ludwig /Agfa PhotoHistorama 
      haben sich vier Abzüge der mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit 
      ersten Aufnahmen von 1852 erhalten. Sie sind mit knapp 17 cm Höhe gut 
      halb so groß wie die 1853 in den Handel gekommenen Fotografien. |