REINHARD MATZ

KUNSTREPRODUKTION ALS INTERPRETIERENDE KUNST. 145 JAHRE AUSSTATTUNGSFOTOGRAFIE AM KÖLNER DOM
IX
2. Historisches

40 großformatige Lichtdruck-Tafeln umfassenden Bandes stehen die Chorpfeilerfiguren (umgeben von Abbildungen des Gerokreuzes, der Mailänder Madonna, des Hoch- und des Klarenaltars). Nach zwei Abbildungen des gesamten Aufbaus (Konsole, Figur, Baldachin und Baldachinfigur) werden von allen 14 "Statuen„ sowohl die ganzen Figuren als auch Nahaufnahmen der Köpfe sowie 12 der musizierenden Engel auf den Baldachinen paarweise nebeneinandergereiht (Abb. 10-12). Folgen sollten "Band II: Das Chorgestühl / Band III: Die Bischofsgrabmäler / Band IV: Das Petrusportal / Band V: Die spätmittelalterlichen Altäre / Band VI: Die mittelalterlichen Altäre und Grabmäler„.19 Aber verlegerisch muss bereits der erste Band ein solcher Reinfall gewesen sein, dass es nicht einmal zu einem zweiten kam. Zudem erkrankte und verstarb Hertel 1927, was bis zum Amtsantritt von Dombaumeister Güldenpfennig zu einer Interimszeit führte, "die Professor Hamann mit seinen Leuten von Marburg„20 offenbar geschickt nutzte, um eigene Aufnahmen des Chorgestühls anzufertigen.

Diese wurden Grundlage der Publikation von Bernhard von Tieschowitz, die sich 1930 erstmals ausschließlich dem Chorgestühl widmete. Dass nicht die von Hertel initiierten Fotografien für diese Sonderausgabe benutzt wurden, führte zu einiger Verstimmung in der Dombauverwaltung, weil durch "ganz überflüssigerweise„ angefertigten Aufnahmen "eine Fortsetzung des Hertel'schen Werkes, abgesehen von den bekannten finanziellen Schwierigkeiten, auf absehbare Zeit unmöglich gemacht worden war.21 Hertel konnte 1925 nur noch den wiederum ersten einer auf drei Bände konzipierten Reihe über die Glasfenster herausgeben.

Von den bedeutenden Kölner Fotografen, die im zweiten Drittel dieses Jahrhunderts Bilder ihrer Stadt aufnahmen, August Sander, Hannes Maria Flach, August Kreyenkamp, Hugo und Karl-Hugo Schmölz, Hermann Claasen sowie Chargesheimer, hat keiner sich so intensiv mit dem Dom beschäftigt wie der auf Architekturfotografien spezialisierte Karl-Hugo Schmölz. Bildete die prominente Stadtattraktion für die anderen Ausgangs- und Bezugspunkt verschiedenster Stadtansichten, erarbeitete Schmölz ein beachtliches, eigenständiges Konvolut, dessen Besonderheit zudem darin liegt, dass es Vor- und Nachkriegsaufnahmen verbindet. Darüberhinaus fotografierte Schmölz sowohl die Architektur wie die Ausstattungsgegenstände, und letztere nicht nur in einer Idealansicht, sondern in der Regel auch aus unterschiedlichen

Abb.10-12: Musizierende Engel auf den Baldachinen, Köpfe und ganze Figur von zwei Chorpfeileerfiguren, Lichtdrucktafeln aus Bernhard Hertel (Hg), Die Bildwerke des Kölner Domes, 1923, Dombauarchiv
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