SUSANNE KABISCH

DIE ARBEIT DER FOTOGRAFEN AM KÖLNER DOM
III

Nahsicht war dann seine Qualität sichtbar. Peter Bolg, der Goldschmied, war damals aus Sicherheitsgründen dabei und hat uns einiges erklärt, zum Beispiel wie so eine Figur überhaupt gemacht wird. Alle Figuren am Schrein sind getrieben, nicht gegossen. Aus einer dünnen Metallplatte wird eine solche Figur herausgetrieben, das ist eine sehr komplizierte Technik. Wenn man nah herangeht an die Details, entdeckt man Feinheiten, die bis in den Milimeterbereich gehen, und die sehr schön und sehr gut gearbeitet sind.
MATZ: Ich beobachte an mir dann doch eine schnelle Versachlichung dem Fotoobjekt gegenüber. Wenn der Schrein auf seinen Schienen herausgefahren wird, dann hat das tatsächlich etwas Majestätisches. Aber dann kommt auch gleich die Frage, wie kriege ich jetzt alle störenden Reflexe weg, wie kriege ich es optimal beleuchtet und fotografiert.

War es denn auch schon mal anders, dass Ihnen während der Arbeit die Nähe zu den Objekten ganz besonders stark vorgekommen ist?

SCHENK: Mir ist das so gegangen mit dem Chorgestühl. Wir haben circa 400 Detailaufnahmen vom Chorgestühl gemacht, das heißt, wir haben über einen langen Zeitraum täglich damit gearbeitet. Erst durch diesen intimen Umgang ist mir die Qualität der zum Teil stark beschädigten Objekte bewusst geworden. Und mir hat es Spaß gemacht, mein handwerkliches Können einzusetzen, um ihnen gerecht zu werden. Da sind zum Beispiel in einem abgegriffenen Knauf feine Spuren, die ein Auge markieren, und ich kann das Licht mit sehr viel Feingefühl so setzen, dass sich genau in der kleinen

Fotoaufbau für die Gesamtaufnahme der Festtagsseite des Altars der Stadtpatrone von Stefan Lochner, 1993
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